Erst vor ein paar Wochen hatten wir den Elternabend an der
Schule unserer Tochter. Der Schulleiter stellte uns unter anderem die
verschiedenen Möglichkeiten des Schüleraustauschs vor. Italien, Frankreich und
Australien standen im Gespräch. Auf die Frage, wie denn entschieden wird, wenn
sich mehr Schülerinnen für den Austausch anmelden als mitfliegen können, kam
als Antwort: „Dann entscheidet das Los.“
Wie bei alle anderen auch kreisen meine Gedanken um die 150
verunglückten Insassen des Airbusses. Und dabei ist es egal, ob es sich um
Deutsche oder Spanier handelt, ob es die 16 Schüler waren, die per
Losentscheidung an dem Austausch teilnehmen konnten oder nicht. Um 150 Menschen
weint unser Land, weil das so nahe an unserem Leben liegt.
Im Nordosten Nigerias wurden über 350 Frauen und Kindern von
einer islamistischen Terrorgruppe entführt. Das ist weiter weg, das greift
unser Herz nicht so an.
Aber weißt du was schlimm ist?
Die Nachrichten von heute sind morgen schon bei den meisten
vergessen. Wir trauern kurz mit, wir nehmen Anteil, es gibt Schweigeminuten,
Kerzen werden angezündet, Beileidsbekundungen ausgesprochen. Und das ist auch
gut so. Jede Form von Anteilnahme tut den Hinterbliebenen gut.
Aber was sie nicht können.
Den Schmerz nehmen und die Lücke füllen.
Das Leben geht für uns alle normal weiter. Aber die Mutter,
die ihr Kind, die Schwester, die den Bruder, der Mann, der seine Frau, die
Freundin, die den Freund verloren hat, für die geht es nicht so weiter. Die
wundern sich, dass der Alltag wieder kommt. Und den gilt es zu bewältigen, ohne
in ein tiefes Loch gerissen zu werden. Ohne das Gefühl vor lauter Ohnmacht
nicht mehr atmen zu können.
Ich weiß wovon ich spreche.
Du denkst, die Erde müsste aufhören sich zu drehen. Du
fragst dich, warum die Geschäfte geöffnet sind, warum alle ihr normales
Tagesgeschäft erledigen.
Und aller Trost der Welt gibt einem nicht den zurück, den
man geliebt hat.
Das einzige, was ich tun kann ist beten. Und das mache ich.
hm
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