Dienstag, 3. Februar 2015

Vom Kochen und der Gartenarbeit

Ich behaupte nicht nur, ich weiß es auch. Ich koche ziemlich gut. Mir gelingt nicht alles, aber ziemlich viel. Und ich koche gerne. Das war nicht immer so. Bin völlig ahnungslos von zu Hause ausgezogen, wusste nicht einmal, wie man ein ordentliches Rührei brät. Kartoffeln schälen, das konnte ich, das war’s. Ein Jahr lang hab ich alleine gewohnt, bevor ich geheiratet habe. Die warmen Mahlzeiten, die ich in diesem Jahr gekocht habe, kann ich an einer Hand abzählen. Ernährt hab ich mich von Broten, Chips, Haribo und Schokolade. Abnehmen war für mich damals ein Fremdwort. 

Und ich war dünn, ohne, dass ich wusste, dass ich dünn war. BMI 18,9

Und wie um alles in der Welt hab ich so kochen gelernt, frag ich mich manchmal.

Ich brauche selten Rezepte, mir fällt es einfach leicht, Lebensmittel miteinander zu kombinieren und eine schmackhafte Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Klar misslingt mir das auch mal. Dann stell ich es trotzdem auf den Tisch, sag der Familie: „Esst es, sagt nichts, ich koch’s nie wieder.“

Ich hab viel anderen über die Schulter geguckt. Serbische Bohnensuppe bei meiner Schwiegermutter gelernt, das Hähnchenrezept von meiner Mutter bekommen.  Anfangs habe ich viel nach Kochbuch gekocht, später dann nicht mehr. Ich frag nach, wenn mir etwas gut geschmeckt hat. Und irgendwann konnte ich es dann.

Das größte Kompliment kommt von meinen Söhnen, von denen einer Koch ist: „Mama, du bist echt die beste Köchin, die wir kennen.“ 

Bekam vor ein paar Tagen einen sehr langen handgeschriebenen Brief von einer Blogleserin. Ich nenne sie mal E. 

Natürlich werde ich hier keine persönlichen Details veröffentlichen, aber vielleicht betrifft es dich ja auch, und dann kannst du meine Antwort auch gebrauchen.

E. schreibt mir, wie widerwillig sie in der Küche steht und wie ungerne sie kocht. Und ob ich einen Tipp für sie habe.

Mhm

Das ist schwierig. 

Ich frag mich, warum ich gut kochen kann, warum mir das leicht fällt.

Die Antwort ist ganz einfach. Weil ich gerne koche, weil mir das Spaß macht. Weil es für mich keine Erleichterung wäre, wenn das mein Mann übernehmen würde. 

Wenn du eine grundsätzliche Abneigung gegen Kochen hast, dann ist es schon schwierig, dafür Freude zu entwickeln. Und offen gesagt, da fehlt es mir ein bisschen an Tipps.

Ich hab mich nämlich gefragt, was ich nicht gerne mache.

Ganz klar: Gartenarbeit

Und das wieder verstehen andere gar nicht. Die lieben es in der Erde zu buddeln, Blumen zu pflanzen, Hecken zu schneiden, Beete umzugraben.

Sorry, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Und bei aller Mühe, die ich mir in den letzten Jahren gegeben habe, es will einfach keine Freude aufkommen.

Nützt aber nichts, es muss doch gemacht werden.

Also frag ich mich:

Was würde mir die Gartenarbeit erleichtern?
Wie könnte ich dennoch Freude dabei haben?

Und komme zu dem Schluss

NICHTS

Ok, nein, das war ein Scherz.

Ich hab festgestellt, mir hilft es enorm, wenn ich nicht alleine buddle. Wenn ich nicht das Gefühl habe, ich muss den ganzen Garten alleine bewältigen, da helfen der Mann oder die Kinder mal mit, dann ist es halb so schlimm. Also von Freude kann keine Rede sein, aber halb so schlimm reicht mir in diesem Fall.

Oder ich hole mir eine Freundin, die sich auskennt. D. z. B., die liebt Gartenarbeit und hat mir schon angeboten, nächstes Jahr mit mir Stauden in unser Hochbeet einzusetzen. Na, das nehme ich doch dankend an.

Und da wäre da noch F., der sich seit Sommer letzten Jahres hin und wieder um unser Grundstück kümmert. Manchmal ist es gut, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wie bekommst du also jetzt Lust fürs Kochen?

Stell dir die gleichen Fragen:

Was würde mir das Kochen erleichtern?
Wie könnte ich dennoch Freude dabei haben?

Vielleicht ist die Anschaffung eines Thermomix die Lösung für dich. Ich weiß, dass der teuer ist, aber manchmal lohnt sich das Sparen, weil der Gewinn unvergleichlich ist. Oder wie wäre es mit  Freundinnenkochen? 

Wir haben vor einem Jahr mit ein paar Freundinnen für 150 Frauen in unserer Küche Hähnchen-Champignons- Geschnetzeltes gekocht. Das Rezept hab ich heute noch im Kopf. Weiß seitdem, dass zu Pilzen Koriander gehört. Und immer mal wieder bring ich es auf den Tisch.
Heißt bei uns Ladies-Day-Essen.

Oder suche gemeinsam mit deiner Familie ein paar Gerichte aus einem Kochbuch. Mein Mann mag keine Sahne im Essen, Tomaten nicht zu sauer, keine Aufläufe und kein Obst in deftigem Essen.
Du fragst dich gerade, was ich dann koche? Frag ich mich manchmal auch.

Also hab ich ihm mal ein neues Thermomixkochbuch in die Hand gedrückt und gesagt: „Lies dir das durch und mach einen Haken an die Gerichte, die dir schmecken.“ Und so lässt du einfach das Buch durch die ganze Familie gehen und was bleibt übrig?

Fünf Gerichte aus einem Kochbuch. 

Aber immerhin fünf.

Bei fünf Kochbüchern wären das schon 25 Mahlzeiten. Das ist mehr, als die Durchschnittshausfrau kocht.

Oder du lässt jedes Familienmitglied vier bis sechs Lieblingsgerichte aufzählen. Und dann kochst du im Wechsel. Mal gibt es etwas was du gerne isst, mal etwas, was die anderen mögen.

Diese Woche gab/gibt es bei uns:

Montag: Käsespätzle mit gebratenen Zwiebeln und Gurkensalat
Dienstag: Wirsing-Hackfleischtopf mit Kartoffeln
Mittwoch: Gulasch mit Nudeln
Donnerstag: Maultaschen mit Chinakohlsalat
Freitag: Lachs mit Reis und Brokkoli
Samstag: Belegtes Brot in Grindelwald
Sonntag: Mal sehen

Während sich die Süßmaus gestern gefreut hat, hat sie sich heute geschüttelt, und es trotzdem gegessen. Morgen freut sich Jonathan, Donnerstag Steven, Freitag wir alle.

Also, Kochen ist eigentlich nix besonders, wenn man Lust dazu hat.

Und wenn nicht, dann sucht man sich Möglichkeiten, das zu verändern.

Und Kochen geht eigentlich ganz schnell. Letzten Donnerstag war ich spontan mit meinem Mann auf dem Ruhestein Skifahren. Auf der Rückfahrt fiel mir ein, dass sich die Süßmaus Ravioli aus der Dose gewünscht hat. Das wollte sie sich Freitag warm machen. Daneben würde ich wohl verhungern, aber finde es jetzt auch nicht schlimm, wenn die Kinder das mal essen.

Hab mich allerdings an der Kasse fast ein bisschen geschämt. Stand da in meinem Skianzug, mit drei Dosen Eierravioli auf dem Band. Sah ein bisschen so aus, als würde die Mutter sich morgens auf der Piste vergnügen und den Kindern das Dosenessen warm machen.

Zu Hause hab ich dann schnell warm gekocht und auf die Uhr geschaut.

In 31 Minuten waren selbstgemachter Kartoffelpüree, Sauerkraut und Kasseler fertig.
Es dauert nämlich eigentlich auch gar nicht so lange, bis eine warme Mahlzeit auf dem Tisch steht.
Den ultimativen Tipp hab ich von Jonathan bekommen. Der hat mir gezeigt, wie man Kartoffelpüree ohne Kartoffelschälen hinbekommt. 

Du brauchst dafür eine Kartoffelpresse:


Einfach mehlig kochende Kartoffeln mit Schale weichkochen und hinterher durch die Presse pressen. Die Schale bleibt außen hängen und kann einfach abgezogen werden. 

Milch, einen Stich Butter, Muskat und Salz dazu, mit dem Rührgerät nochmals gut durchrühren, fertig und lecker.

Und Sauerkraut geht ja wohl auch fix. Ich nehme immer Mildessa, der ist ziemlich mild. 

Zwiebel und Schinkenwürfel anbraten
Sauerkraut dazu
Mit etwas Brühe ablöschen
Lorbeerblatt und Wacholderbeeren dazu
Ein paar Scheiben Kasseler Lachs oben auflegen, 20 Minuten köcheln lassen.

Fertig

Schnell, einfach, nahrhaft, leicht und lecker.

hm

1 Kommentar:

  1. Mir geht es auch so, ich liiiiebe Kochen und verabscheue Gartenarbeit. Hab da aber die beste Lösung gefunden die es gibt: Hab einen Gärtner geheiratet! :) Seither freue ich mich über unseren kreativen, wunderschönen Garten, ohne dass ich was tun muss. Denn so wie ich beim Kochen nicht entlastet werden möchte, möchte er beim Gärtnern nicht entlastet werden. Und beide freuen wir uns am Werk des anderen. :)

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