Sonntag, 10. Mai 2015

Leergeweint

Zwei Tage im Jahr sind seit 15 Jahren immer emotional herausfordernd für mich. 10.05. und 14.08.

Geburtstag und Todestag. 

Aber nie ist vorhersehbar, wie diese Tage verlaufen. Manchmal vergehen sie einfach so, ohne dass mich der Schmerz trifft, und manchmal weine ich mich leer.

Julians Geburtstag an Muttertag ist eine ziemlich schlechte Kombination. Das Ganze dann aber noch an einer Gemeindefreizeit, die emotional doch mehr fordert als die eigenen vier Wände, ist total bekloppt. Dann braucht es nur nen klitzekleinen Auslöser, und meine Fassung hat verloren.

Das Blöde an so einer Situation ist dann, dass mir die Leute ganz doll leid tun, denen ich leid tue, und die eigentlich nicht wirklich wissen was sie sagen sollen, und denken, alles was sie sagen ist falsch und kein richtiger Trost. Die würde ich dann am liebsten trösten und ihnen sagen, es geht schon, ist gleich vorbei.

Und wenn ich dann weine, und den Schmerz mal wieder so richtig fühle, dann ist Julian meinem Herzen ganz nah. Das kommt ja nicht ständig vor.  Und das ist eigentlich gut. Also weinen ist nicht nur schlecht, auch wenn es so aussieht. Und vielleicht ist die Kombination Muttertag und Julians Geburtstag doch nicht so schlecht. 

hm

1 Kommentar:

  1. Liebe Heike,
    im Internet bin ich mal über folgenden Text gestolpert und möchte ihn gerne teilen. Auch wenn mir in diesem Text der Trost fehlt, den wir Christen Gottseidank haben, finde ich ihn sehr gut.
    liebe Grüße Frederike

    Der ungebetene Gast

    Die Trauer ist ein ungebetener Gast.
    Eines schönen Tages klopft sie an Deine Tür und fragt nicht erst,
    ob sie hereinkommen darf,
    sondern sie setzt sich mitten in Dein Wohnzimmer und macht es sich bequem und gemütlich.

    Am Anfang denkt man sich nun gut, irgendwo muss sie ja sein
    und bleibt gastfreundlich.
    Dann kommt der Punkt, wo man sich denkt nun könnte sie aber mal langsam wieder gehen
    und versucht, mit allerlei diplomatischen und weniger diplomatischen Mitteln,
    sie dazu zu bringen,
    aufzustehen und sich zu verabschieden,
    weil man gern mal wieder für sich sein möchte.
    Aber nein, sie hockt da, stumm und unversöhnlich und bewegt sich keinen Fleck.

    Man versucht sie rauszuzerren, rauszuekeln - aber sie sitzt da einfach.
    Jeden Tag versucht man es wieder,
    doch wie ein Sack nasser Zement trohnt sie auf Deinem Sofa,
    schaut Dir die ganze Zeit über die Schulter.
    Du fühlst Dich beobachtet und unwohl
    - aber sie sitzt da einfach.
    Und schweigt.
    Und wartet.
    Und Du weißt nicht mal worauf, geschweige denn wie lang.
    Und noch ein Tag und noch ein Versuch, sie zum Gehen zu bewegen.
    Herrgott, in unserer modernen Welt muss es doch möglich sein,
    der Lage Herr zu werden !
    Aber nein, dieses Ding hockt da wie eine Spinne im Netz und wartet.

    O.k., raus will sie nicht.
    In Deinem Wohnzimmer ist zu wenig Platz.
    Also fängst Du an, Dich an sie zu gewöhnen.
    Stellst den Tisch ein bisschen weiter da und den ein bisschen weiter dort
    - und nun sitzt sie zwar noch immer da,
    aber nicht mehr in der Mitte.

    AHA - denkst Du Dir !
    Ich kann sie nicht zum Gehen bewegen
    - aber ich kann mich um sie herum bewegen.
    Ein bisschen Möbel umstellen, ein bisschen Perspektive wechseln
    und schon sieht sie nicht mehr so bedrohlich aus.

    Tatsächlich kannst Du sogar um sie herum gehen
    und sie von hinten anschauen
    unspektakulär...

    Weitere Tage vergehen und sie setzt schon langsam Staub an,
    bis sie sich plötzlich wieder mal schüttelt,
    eine Trauer-Staubwolke aufsteigt und Dich einhüllt

    Du stellst den Tisch noch ein bisschen mehr dort und den Stuhl noch ein bisschen mehr da,
    und auf einmal ist sie nur noch der Rand Deines Wohnzimmers
    und nicht mehr das Zentrum.

    Aber sie sitzt noch immer da.
    Manchmal wirft sie Dir einen vorwurfsvollen Blick zu und Du fühlst Dich
    versucht, sie wieder in die Mitte auszurichten.

    Manchmal schüttelt sie sich und hüllt Dich in eine Staubwolke....
    Aber irgendwann ist sie so eins geworden mit Deinem Wohnzimmer,
    dass Du sie nicht mal mehr siehst,
    außer wenn sie sich gerade schüttelt.

    Und so hast Du aus der Not eine Tugend gemacht
    und dank dem ungebetenen Gast,
    der nicht mehr gehen wollte, eine ganz neue Perspektive in Dein Leben gebracht.

    Und würde man nun die Trauer aus Deinem Wohnzimmer entfernen
    - so würde ein hässlicher, kahler Fleck bleiben,
    weil da auf einmal etwas fehlt.

    (Verfasser unbekannt)

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